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            KAPITEL 3

Teure Prohibition


Es war ein Novemberabend, die alte Dame versicherte sich durch einen rechts links Blick das kein Auto kam, obschon die kleine Seitenstraße kaum befahren war, sie ging los.
Zwei Meter vor dem gegenüberliegenden Bürgersteig, rauschte plötzlich von hinten eine junge männliche Person heran und riss der Dame die Handtasche aus der Hand. Nein, die Dame hielt geistesgegenwärtig ihre Handtasche fest und stürzte, die männliche Person zerrte und riss weiter, man, nun lass doch los Mädel! Schleifte die Dame über den Asphalt der Straße, sie schrie um Hilfe, erst als das Zerren am Bordstein endete, die Dame schlug heftig mit dem Kopf gegen die Bürgersteigkante, ließ sie ihre Tasche los. Der junge Mann lief schnell in einen Hinterhof ins Dunkle davon.

Die alte Dame hatte eine Kopfplatzwunde mit Gehirnerschütterung und eine Schürfwunde an der Hand davon getragen und den ganzen Verlust ihrer Handtasche mit Papieren erlitten. Ihre Papiere erhielt sie durch die Post zurück, der Täter hatte diese in einem Postkasten entsorgt. Da der Täter zum Glück aufgrund ihrer präzisen Angaben schnell ermittelt war, konnte sie Schmerzensgeld und Schadensersatz im Strafprozess geltend machen, die Familie des Täters zahlte es. Für die psychologische Wirkung dieses traumatischen Erlebnisses konnte das Opfer nicht entschädigt werden, die Dame litt seit dem unter einer permanenten Angst wenn sie sich in der Öffentlichkeit befand.
Der Täter konnte den Richter nur schwer von einfachem Raub überzeugen, der Richter wollte auf schweren Raub erkennen, aufgrund der Verletzungen des Opfers, mindestens fünf Jahre.
Durch überzeugende Darstellung der zum Raub geführten Lebensumstände, Obdachlos, Drogensüchtig, schwere Persönlichkeitsstörung, wurde der Täter mit einem Jahr über der Raubmindeststrafe, für vier Jahre ins Gefängnis geschickt.
Durch die erfolgreiche Therapie und der Beginn eines Fernstudiums der Soziologie, lies der Staat den Täter nach zwei Jahren und acht  Monaten wieder frei.
Der Ex-Täter wurde erfolgreicher Streetworker um Jugendliche vor seinen Jugenderfahrungen zu schützen.

Wie kam es dazu? Der Jugendliche steckt in einem Dilemma,
einerseits befindet sich das pubertäre Gehirn in einer wichtigen hormonellen Umbauphase, wo jeder exzessiver Drogenkonsum
schwere Persönlichkeitsveränderungen zur Folge haben kann.
Andererseits ist die Person auch in der Selbstfindung und orientierungslos in der heutigen reizüberfluteten und doch sinnentleerten Welt, es wird gerade deshalb das besondere Erlebnis  gesucht. Wenn dann andere Impulse aufgrund von Durchschnittlichkeit nicht in Sport, Kreativität, Musik, Streber sein, beginnende Sexualität oder materiellem Wohlstand erlebt werden können, ist ein Drogenerlebnis nicht so fern.
So war es bei ihm, die Eltern waren mit Geld verdienen und materiellem Wohlstand beschäftig, gerade in der Pubertät entging ihnen der illegale Drogenkontakt ihres Einzelkindes.

Kurz nach dem doch noch absolviertem Abitur war das erschrecken der Eltern groß, hatten sie es doch nicht merken wollen, in den letzten Jahren.  Unprofessionelle Elternreaktion ließ den jungen Mann auf die Straße fliehen, schon schwer Heroinabhängig versuchte er durch Prostitution, Diebstähle und Hehlerei seine Tagesdosis beim Dealer zu bezahlen. Dieser hatte ihn vor Jahren kostenlos richtig angefixt, denn die Marihuananachfrage des Jungen war nicht profitabel genug, obwohl nur der einzige Grund warum er in die Illegalität ausweichen musste.
Das heute sogar im Schutz der Illegalität Dealer es fertig bringen Haschisch mit Bleistaub zu strecken um den Gewichtspreis in die Höhe zu treiben ist unglaublich. Besonders wenn neueste Gehirnforschung und wissenschaftliche Langzeittests zeigen, dass Cannabis keine körperliche Abhängigkeit erzeugt und dem Staat bekannt ist welche Nachfrage, nicht nur junger Leute für ein solches Genussmittel, besteht. Hier ist das Vorgehen der Niederlande sicher vorbildlich. Obwohl Treibhaus überzüchtetes, teures Marihuana schlechter zu bewerten ist als ein Entwicklungshilfeprojekt in Nordafrika, mit der gesamten Hanfindustrie im Rücken und einheimischen Arbeitnehmern prosperierend staatsstabilisierend.


Ist die wissenschaftliche Drogenuntersuchung nicht desaströs für Alkohol und Nikotin, da aber kulturell schon so lange konditioniert das ein Verbot schier unmöglich erscheint. Von den Arbeitsplätzen und Wertschöpfungskreisläufen ganz zu schweigen, welche reduziert werden müssen. Wein und Bier sind nicht zu verhindern, wohl aber hochprozentiges. Sollte Tabak noch angebaut werden dürfen in Ländern in denen Hunger herrscht? Darf zukünftig Alkohol noch an Tankstellen verkauft werden? Muss nicht konsequent auf jeden Zigarettenautomaten verzichtet werden? Muss der Staat sich diesen wissenschaftlichen Ergebnissen nicht beugen und langfristige Übergangsfristen festsetzen um eine sinnvollere Anpassung zu erreichen?



Sie waren zu dritt in der Kneipe, zwei Männer und eine Frau.
Innerhalb von zwei Stunden konsumierten sie zwei Flaschen Ouzo und fünf Bier, die Frau trank nur ein Bier.
Als der engagierteste Trinker, kurz und übergewichtig, sich verbotenerweise eine Zigarette anzünden wollte gab es eine Auseinandersetzung mit dem Wirt. Nachdem ein Bierglas vom Tisch flog, wurden sie alle vor die Tür gesetzt. Die Frau konnte kaum die beiden Herren von körperlicher Gewalt gegen den Wirt in seiner leeren Kneipe abhalten, die Schimpfkanonaden musste sie wie der Wirt anhören, bezahlt hatten sie. Obwohl bei der Dosis ein Gehen kaum möglich war verließen sie den Ort, die Herren waren gut im Training, schon jahrelang. Doch am gegenüberliegenden Bürgersteig schaffte der engagierte die Koordination nicht mehr, stolperte und fiel reflexionslos mit dem Gesicht auf den gepflasterten Radweg. Schwere Schürfwunde und mehrere Platzwunden am Kopf, Mund und Unterkiefer. Die Frau rief schnell den Krankenwagen, nach kurzer Notoperation konnte der Herr am nächsten Tag wieder nach Hause entlassen werden, er war eine Woche krank geschrieben. Die Krankenkasse und der Arbeitgeber zahlten anstandslos die entstandenen  Kosten. Der Operierte wurde mit fünfundfünfzig Jahren arbeitsunfähig. Durch jahrzehntelangen Alkoholkonsum und zusätzlichen Bluthochdruck sowie Übergewicht, was zu Gelenkschäden der Knie führte, ließ ihn aus dem Arbeitsprozess ausscheiden.

Es ist zwar nett das man Nichtraucher schützen will, Nikotin ist ein schwer suchterzeugender Stoff und die gesellschaftlichen Kosten der Folgeerkrankungen hoch. Doch habe ich noch nie einen Raucher gesehen der eine Prügelei anzettelt, häusliche Gewalt ausübt oder Verkehrsunfälle verursacht, hier ist doch eindeutig der Alkohol ursächlich. Doch ist bei der Gesetzgebung die Aufstellung von Zigarettenautomaten grotesk, hier sind dem Staat die Steuereinnahmen doch noch wichtiger?
Würde heute Rauchen erfunden, es dürfte nicht auf den Markt gebracht werden, so stark kann keine Lobby sein!

Was ist aber mit dem Alkohol? Ist es nicht schon anachronistisch in Tankstellen literweise Hochprozentiges kaufen zu können.  
Genauso sind die gesellschaftlichen Kosten erheblich wobei viele Kosten nicht einfließen weil sie nur schwer erfasst werden können.

15000 Tote durch Kunstfehler von Ärzten.
11000 Selbsttötungen
 6000 Verkehrstote
 1200 Drogentote

Und selbst bei zweihundert von der Leiter gefallenen pro Jahr,
geht jeder Versicherungsmathematiker von zehn Prozent  Selbsttötungen und oder verdeckten Morden aus.

Das die Toten der illegalen Drogen meist durch die Umstände
der Illegalität ums Leben kommen ist heute unhaltbar geworden.

Von wann stammen die UN Vereinbarungen über Drogen?
Warum ist eine wissenschaftliche Untersuchung der UN  über Drogen zwischen 1996-98 nicht veröffentlicht worden?
Hat die Deutsche Bundesregierung nicht eine ähnliche Untersuchung 2001 in Auftrag gegeben, ohne Ergebnisveröffentlichung?

Was ist rausgekommen? Sind Nikotin und Alkohol so extrem schädlich und suchterzeugend das sich ein Verbot vieler illegaler unschädlicherer Genussmittel nicht mehr halten ließe?

Wie groß ist der Umsatz und Gewinn weltweit krimineller Organisationen? Welche Nebenprodukte, wie Menschenhandel, Schmuggel, Zwangsprostitution, Waffenhandel bis hin zu staatsbeeinflussendem Terror, werden damit gleichfalls finanziert. Ist es nicht Bedenklich wenn die USA den Rohopiumabkauf  der  Jahresernte  Afghanistans  durch die  EU
mehrfach ablehnt? Wie viele Flugzeuge von Geheimdiensten fliegen unkontrolliert um den Erdball? Auch die Umstellung auf roten Safran, ähnlich hoher Kilopreis wie Rohopium, scheint keine Unterstützung zu bekommen, warum nicht? Derweil gibt es eine Mohn Rekordernte nach der anderen. Was kostet eigentlich eine verdeckte vielleicht sogar illegale Geheimdienstoperation?

Welche Maßnahmen wären möglich?
Ist die Einführung eines Drogenführerscheins im Alter von 15-17 Jahren eine sinnvolle Möglichkeit? Mit Aufklärung und Persönlichkeitstests durch kontrollierte Verabreichung mit  Prüfung über den Gebrauch und Dosis, für den bewussten verantwortungsvollen Genussumgang.

Reicht das? Erst ein niederländisches Modell könnte den ersten Schritt zur Veränderung bringen.
Durch Legalisierung werden alle sonst damit in Verbindung stehende illegalen Geschäfte oder Taten erheblich mit beeinflusst und reduziert.

Wäre dem Staat nicht besser gedient, wenn er Genussmittel ausschließlich über spezielle Shops oder zum Beispiel Apotheken vertreiben lässt?
Natürlich gegen Vorlage des Drogenführerscheins. Muss es nicht erstrebenswert sein, eine beginnende Alkoholsucht am Kauf von überdurchschnittlichen Mengen unmittelbar durch einen Sozialbetreuer in die Beratung zwingen zu können.
Hier werden die Lobbyisten der Alkohol und Zigarettenindustrie gewaltig gegen vorgehen wollen, süchtige Datenschützer auch.

  
Muss nicht aufgrund neuster Forschungen ein Umdenken stattfinden?
Ist das Suchen des besonderen Bewusstseinszustandes nicht so
grundlegend in fast allen Kulturen manifestiert, dass die Anerkennung als vierter Trieb neben Hunger, Durst, Sexualität
schon lange überfällig ist und damit die Nichtfreigabe vermeintlich schädlicherer Drogen unhaltbar?
Hätte dann nicht auch Hofmann´s Sorgenkind das Potential zum Wunderkind.
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      copyright    Horst Möller     2008